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BROADWAY

ALL MY SONS

VON ARTHUR MILLER

Erst im April 2019 hat die Produktion "All my sons" mit Annette Bening und Tracy Letts eine prominente Neubesetzung der beiden Hauptrollen bekommen, die das ohnehin schon lange erfolgreich laufende Stück nun langsam zu den Top Five im Schauspielbereich aufsteigen lässt.

Arthur Miller hat das Stück in frühen Jahren geschrieben, als sein zweites Stück, das nach einem ersten erfolglosen Versuch unbedingt auch komerziell erfolgreich sein sollte.

 

Thematisch schließt er an Ibsens "Die Wildente" an, indem er das Thema des Einzelnen angeht, der mit seinen idealistischen Vorstellungen eine gewissenermaßen verschworene Menge des Schweigens durchschreiten muss, und dabei Gefahr läuft, seinen Idealismus zu verlieren oder korrumpiert zu werden.

Auf der anderen Seite stehen bei Ibsen zwei Geschäftspartner, von denen der eine gezwungen wird, eine moralische Haltung einzunehmen und für den anderen die gesetzliche Verantwortung zu übernehmen. Auch diese Situation wird in "Alle meine Söhne" gespiegelt.

 

Natürlich hat das Stück sozusagen ein "amerikanisches Thema", da Joe Keller im Stück sein Flugzeugbau-Unternehmen aus eigenen Kräften und in nur etwas mehr als einem Jahr aufgebaut hat. Er streitet deshalb ab, etwas mit den tragischen Abstürzen der Air Force Maschinen vor der chinesischen Küste 1944 zu tun gehabt zu haben. Die Vermutung, dass aus seiner Firma eine defekte Lieferung erfolgt sei, weist er weit von sich.

Nach vielen Jahren wird er duch seinen Sohn Christ wieder mit der Häufung der Abstürze konfrontiert,  bei denen wahrscheinlich auch ein anderer Sohn Joe's mit Namen Larry umgekommen ist. Auch dieser Wahrheit will Joe sich aber nicht stellen.

Chris dagegen ist sich sicher, dass Larry nicht mehr wiederkommen wird, und erklärt seinem Vater zu Beginn des Stückes, dass er Larrys frühere Freundin Ann heiraten möchte.

Damit rückt Joe die  alte Geschichte aber immer mehr auf den Leib, denn der Vater Anns war sein wichtigster Mitarbeiter, und wurde an seiner Stelle damals der Fehllieferung beschuldigt, und hierfür sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Vor Gericht hatte bereits einiges auf Joe als eigentlich Schuldigen gedeutet, der Bruder Anns mit Namen George hatte sich damals aber nicht durchsetzen können.

Das Stück erreicht eine weitere Verdichtung, als nun gerade dieser George ebenfalls anreist und Joe gegenüber tritt. In der Hoffnung auf einen Friedensschluss in der lange zerstrittenen Familie und seiner Sache sicher lädt Joe den jungen George ein, zum Essen zu bleiben und benimmt sich ausgesprochen freundlich. Auch George geht gelassen auf diese neue Art mit der Geschichte umzugehen ein.

Doch mit dem fortschreitenden Abendessen fühlt sich Joe immer wohler, und beginnt schließlich sogar mit seiner angeblich immer fehlerfreien Arbeit in der Fabrik zu prahlen. Dabei verrät er aber auch, dass er ausgerechnet an dem alles entscheidenenden Tag seine Pflichten vernachlässigt hat, und wegen einer vorgeschobenen Krankheit abwesend war, als die Auslieferung der Flugzeugteile durch seinen Geschäftspartner erfolgte.

George verlässt daraufhin wütend den Tisch und das Haus.

 

Doch Chris ist aufmerksam geworden. Er beginnt sofort, den fraglichen Tag genau zu rekonstruieren, und besucht zu diesem Zweck am nächsten Tag sogar Anns Vater im Gefängnis.

 

Hier wird Gewissheit aus seinem Verdacht, dass Joe nicht nur fahrlässig gehandelt hat, sondern sogar in vollem Bewusstsein der Auslieferung der fehlerhaften Teile zugestimmt hat, um diesen wichtigen Auftrag für sein gerade erst gegründetes Unternehmen nicht zu verlieren.

So wird Chris klar, dass der Vater seit Jahren die Schuld für den Tod seines eigenen Sohnes mit sich herum trägt, ohne daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen, oder für die ganze Wahrheit einzustehen.

Mit Ann bespricht er sich darüber, und beide wollen diesem Mann daraufhin den Rücken kehren und gehen. Sie beschließen nun wirklich ein Paar zu werden und ihre gemeinsame Zukunft zu planen.

Doch im letzten Moment gelingt es  Christ nicht, sein Elternhaus zu vlerlassen, ohne eine wirkliche Klärung in der Sache herbeizuführen. Da sagt ihm Ann, dass sie von George den letzten Brief Larrys erhalten hat, den er vorm Aufbruch zum letzten Flug geschrieben hat.

 

Diesen Brief liest Christ nun seinem Vater vor, und daraus wird völlig deutlich, dass Larry vom Fehler des Vaters und der Vertuschung gewußt hat, sich aber so für seinen Vater geschämt hat, dass er ihn nie darauf angesprochen hat. Mit diesem Brief wirkt sein Flug und sein wahrscheinlicher Absturz plötzlich wie ein Freitod und Opfer für den schuldigen Vater, mit dem der Sohn alle Schuld auf sich genommen hat.

Joe kann diese Wahrheit nicht mehr vertragen, und verliert regelrecht seine Sprache. Er stammelt herum und geht endlich ins Haus, um sich dort im Schlafzimer selbst zu erschießen.

 

Seiner Frau bleibt nur, auch dieses schreckliche Ende gleich wieder zu vertuschen, und Ann und Christ mit den allen Wünschen in ein besseres Leben gehen zu lassen. Sie bleibt mit der Wahrheit alleine zurück.

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