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Wissenschaft

SKANDINAVISTIK

DIE SKALDIK-DATENBANK VORGESTELLT

AM BEISPIEL DER STURLUNGA-SAGA

Die Datenbank des DFG-Projektes
"Neuedition der Skaldendichtung"


Ein Ziel des DFG-Projektes ‘Neuedition der Skaldendichtung’, das am Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Universität Kiel 2011-2015 als Teil des internationalen Projekts ‘Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages’ durchgeführt wurde, war die Erstellung der Datenbank mit der Adresse
https://skaldic.abdn.ac.uk

mit der als internationales Projekt der Korpus der mittelalterlichen nordisch-isländischen skaldischen Poesie herausgegeben wurde.

Daran Mitarbeitende waren u.a.:

 

Redaktioneller Beirat: Margaret Clunies Ross, Kari Ellen Gade, Guðrún Nordal, Edith Marold, Diana Whaley und Tarrin Wills.

Herausgeberin der Datenbank: Tarrin Wills

Herausgeberin der Bibliographie: Hannah Burrows.

Neben der Druckausgabe bei dem belgischen Prepols Verlag sind einige der Bände nach Ablauf der Schutzfrist von zwei Jahren nun auch im Internet zugänglich, während die weiteren Bände zunächst nur für besonders autorisierte Nutze wie z. B. die Universitätsbibliothek Kiel verfügbar sind.

 

Heute bereits online verfügbar sind
die Bände II und VII.

 

Dabei verfügt die Datenbank über zahlreiche Funktionen und eröffnet neue Möglichkeiten bei der Arbeit mit skaldischer Dichtung. Am Beispiel der Storlunga-Saga wollen wir das auf der rechten Seite etwas darstellen. 

Bei der Sturlunga-Saga oder kurz der Sturlunga ("die Geschichte des Sturlungen-Geschlechtes) handelt sich hier um eine Kompilation, die aus Versatzstücken verschiedener Sagas zusammengesetzt wurde, die zum Teil nicht überliefert sind.

 

Das hier dargestellte Stück gehört zu dem Teil, der Geirmundur heljarskinn zugeschrieben wird. Die gesamte Sturlunga (oder was wir heute dafür ansehen) ist in verschiedenen Handschriften überliefert.
 

In dieser Form war die Sturlunga Saga aber nicht von Anfang an vorhanden. Hingegen wurden im 13. Jahrhundert einzelne Sagas geschrieben, die um 1300 zu einer zusammenhängenden Geschichte zusammengefasst wurden. In der Sekundärliteratur wird Þórður Narfason (gest. 1308), Rechtsgelehrter aus Skarð á Skarðsströnd, als Herausgeber genannt. Er wollte mit der Zusammensetzung des Werkes offensichtlich belegen, wie es zum Anschluss Islands an das Norwegische Königreich im Jahre 1262 gekommen war.

Wollen wir uns allerdings wirklich mit der Skaldendichtung beschäftigen, können wir einen großen Teil der Datenbank erst einmal außer acht lassen, und uns vor allem mit Texten im Band VI  beschäftigen, die auf diese Ausgabe zurückgehen:

Skald = Kock, Ernst Albin, ed. 1946-50. Den norsk-isländska skaldediktningen. 2 vols. Lund: Gleerup.
 

Dazu schreibt die Herausgeberin Margaret Clunies Ross (deutsche Rohübersetzung der medias ohg:)

Band VII umfasst den Großteil der isländischen skaldischen Poesie mit christlich-anbetenden Themen, die von Dichtern zwischen Mitte des zwölften und Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts verfasst wurde. Fast alle diese Verse sind isländischer Provenienz, mit der einzigen wahrscheinlichen Ausnahme der einzigen Strophe, Lausavísa on Lawgiving (Anon Law), die in einem Manuskript norwegischer Rechtsdokumente erhalten ist. Ein Unterscheidungs-merkmal eines Großteils des vorliegenden Korpus ist die Art der Aufbewahrung, die im Allgemeinen in vorreformatorischen Zusammenstellungen religiöser Andachtsverse außerhalb eines Prosakontextes erfolgt. Dieses Merkmal und andere Aspekte des Manuskriptdokuments werden im Folgenden ausführlicher erörtert.

 

(...)

Obwohl die Mehrzahl der norwegischen und isländischen Skaldischen Gedichte nach der Einführung des Christentums in das westliche nordische Gebiet ab ca. 1000 n. Chr. verfasst - und sicherlich schriftlich festgehalten - wurde, kommen jene Gedichte, die sich direkt mit den allgemeinen Themen der christlichen Lehre und Frömmigkeit befassen, nicht in nennenswerter Anzahl vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts vor. Es gibt mehrere indikative Fragmente und Gedichte, die aus dem späten zehnten (wenn Hafgerðingadrápa 'Enorme Wellen drápa' (Anon HafgIV) so datiert werden kann),[4] elften und frühen zwölften Jahrhundert stammen, aber das früheste skaldische Gedicht, das eine nachhaltige und direkte Behandlung eines christlichen Themas bietet, ist Einarr Skúlasons Geisli 'Light-beam' (ESk Geisl), das fest auf das Jahr 1153 datiert werden kann. Dieses Gedicht betritt in mehrfacher Hinsicht Neuland in der skaldischen Kunst: Es ist eine vollständig erhaltene Drápa (Langgedicht mit Refrain), die zu einer der höchsten traditionellen skaldischen Gattungen gehört, dem Lobgesang auf einen toten Herrscher (Erfidrápa), und hält doch auch an der christlichen Gattung der Hagiographie fest, deren Thema der wundertätige Königsheilige, König Óláfr Haraldsson, ist. [5] Eine weit verbreitete wissenschaftliche Meinung ist, dass Geisl zu seiner Zeit als Modell für zeitgenössische oder etwas spätere Dichter angesehen wurde, um nach verbalen Anklängen in ihren Werken zu urteilen (Attwood 1996b).

Der terminus ad quem für die christliche Skaldik kann nicht fest gezeichnet werden. Ein großer Teil der Poesie in diesem Band ist in Anthologien mit späten religiösen Versen erhalten geblieben, die im frühen 16. Jahrhundert entstanden sind, wahrscheinlich im Norden Islands, wo der Widerstand gegen das Aufkommen des Protestantismus am stärksten war (Jón Helgason 1932; Stefán Karlsson 1970). Diese Anthologien, zu denen AM 713 4° und AM 721 4° gehören, enthalten religiöse Poesie unterschiedlicher Datierung aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert, möglicherweise in einem Fall aus dem dreizehnten (siehe Einführung zu Brúðkaupsvísur "Vísur über eine Hochzeit", Anon Brúðv). Bei der Entscheidung, welche Gedichte in diesen Band aufgenommen werden sollten, haben sich die Herausgeber von den sprachlichen und metrischen Beweisen innerhalb der Gedichte leiten lassen, die sie vor 1400 platzieren würden, wobei sie einräumen, dass die Datierung in vielen Fällen unsicher bleibt.

 

Unsere Auswahl deckt sich zum großen Teil mit der von Finnur Jónsson in Skj, die in E. A. Kocks Den norsk-isländska skjaldediktningen (Skald) beibehalten wurde, obwohl es hier drei zusätzliche Artikel gibt, Brúðv und zwei an Kirchenfreunde gerichtete Strophen (Anon Eccl 1 und 2), und die chronologische Reihenfolge der einzelnen Gedichte etwas von der ihren abweicht.

 

Darüber hinaus haben wir versucht, die für das vierzehnte Jahrhundert charakteristischen Klangveränderungen konsistenter darzustellen, als dies bei Skj B und Skald der Fall ist (siehe Abschnitt 9 unten). Wir haben auch eine konservativere und konsequentere Herangehensweise an die Behandlung von Fremdwörtern, hauptsächlich aus dem Lateinischen, in dieser Dichtung gewählt, verglichen mit Finnurs Tendenz, sie zu isländisieren und die lateinische Quantität, Betonung und Rechtschreibung außer Acht zu lassen (siehe Abschnitt 8 unten).

Quelle: Aus der Datenbank des Skaldic-Projektes
 

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