WISSENSCHAFT
KLASSISCHE PHILOLOGIE
AN DER LMU MÜNCHEN
7. HOMERISCHER HYMNUS
AN DEN DIONYSOS
Εἲς Διώνυσον
ἀμφὶ Διώνυσον, Σεμέλης ἐρικυδέος υἱόν,
μνήσομαι, ὡς ἐφάνη παρὰ θῖν᾽ ἁλὸς ἀτρυγέτοιο
ἀκτῇ ἔπι προβλῆτι νεηνίῃ ἀνδρὶ ἐοικώς,
πρωθήβῃ: καλαὶ δὲ περισσείοντο ἔθειραι,
5κυάνεαι, φᾶρος δὲ περὶ στιβαροῖς ἔχεν ὤμοις
πορφύρεον:
τάχα δ᾽ ἄνδρες ἐυσσέλμου ἀπὸ νηὸς
ληισταὶ προγένοντο θοῶς ἐπὶ οἴνοπα πόντον,
Τυρσηνοί: τοὺς δ᾽ ἦγε κακὸς μόρος: οἳ δὲ ἰδόντες
νεῦσαν ἐς ἀλλήλους, τάχα δ᾽ ἔκθορον. αἶψα δ᾽ ἑλόντες 10 εἷσαν ἐπὶ σφετέρης νηὸς κεχαρημένοι ἦτορ. υἱὸν γάρ μιν ἔφαντο διοτρεφέων βασιλήων
εἶναι καὶ δεσμοῖς ἔθελον δεῖν ἀργαλέοισι.
τὸν δ᾽ οὐκ ἴσχανε δεσμά, λύγοι δ᾽ ἀπὸ τηλόσε πῖπτον χειρῶν ἠδὲ ποδῶν: ὃ δὲ μειδιάων ἐκάθητο
15ὄμμασι κυανέοισι: κυβερνήτης δὲ νοήσας
αὐτίκα οἷς ἑτάροισιν ἐκέκλετο φώνησέν τε:
δαιμόνιοι, τίνα τόνδε θεὸν δεσμεύεθ᾽ ἑλόντες,
καρτερόν; οὐδὲ φέρειν δύναταί μιν νηῦς εὐεργής.
ἢ γὰρ Ζεὺς ὅδε γ᾽ ἐστὶν ἢ ἀργυρότοξος Ἀπόλλων
20ἠὲ Ποσειδάων: ἐπεὶ οὐ θνητοῖσι βροτοῖσιν
εἴκελος, ἀλλὰ θεοῖς, οἳ Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχουσιν.
ἀλλ᾽ ἄγετ᾽, αὐτὸν ἀφῶμεν ἐπ᾽ ἠπείροιο μελαίνης
αὐτίκα: μηδ᾽ ἐπὶ χεῖρας ἰάλλετε, μή τι χολωθεὶς
ὄρσῃ ἔπ᾽ ἀργαλέους τ᾽ ἀνέμους καὶ λαίλαπα πολλήν.
25Ὣς φάτο: τὸν δ᾽ ἀρχὸς στυγερῷ ἠνίπαπε μύθῳ:
δαιμόνι᾽, οὖρον ὅρα, ἅμα δ᾽ ἱστίον ἕλκεο νηὸς
σύμπανθ᾽ ὅπλα λαβών: ὅδε δ᾽ αὖτ᾽ ἄνδρεσσι μελήσει.
ἔλπομαι, ἢ Αἴγυπτον ἀφίξεται ἢ ὅ γε Κύπρον
ἢ ἐς Ὑπερβορέους ἢ ἑκαστέρω: ἐς δὲ τελευτὴν
30ἔκ ποτ᾽ ἐρεῖ αὐτοῦ τε φίλους καὶ κτήματα πάντα
οὕς τε κασιγνήτους, ἐπεὶ ἡμῖν ἔμβαλε δαίμων.
ὣς εἰπὼν ἱστόν τε καὶ ἱστίον ἕλκετο νηός.
ἔμπνευσεν δ᾽ ἄνεμος μέσον ἱστίον: ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ὅπλα
καττάνυσαν: τάχα δέ σφιν ἐφαίνετο θαυματὰ ἔργα.
35οἶνος μὲν πρώτιστα θοὴν ἀνὰ νῆα μέλαιναν
ἡδύποτος κελάρυζ᾽ εὐώδης, ὤρνυτο δ᾽ ὀδμὴ
ἀμβροσίη: ναύτας δὲ τάφος λάβε πάντας ἰδόντας.
αὐτίκα δ᾽ ἀκρότατον παρὰ ἱστίον ἐξετανύσθη
ἄμπελος ἔνθα καὶ ἔνθα, κατεκρημνῶντο δὲ πολλοὶ
40βότρυες: ἀμφ᾽ ἱστὸν δὲ μέλας εἱλίσσετο κισσός,
ἄνθεσι τηλεθάων, χαρίεις δ᾽ ἐπὶ καρπὸς ὀρώρει:
πάντες δὲ σκαλμοὶ στεφάνους ἔχον: οἳ δὲ ἰδόντες,
νῆ᾽ ἤδη τότ᾽ ἔπειτα κυβερνήτην ἐκέλευον
γῇ πελάαν: ὃ δ᾽ ἄρα σφι λέων γένετ᾽ ἔνδοθι νηὸς
45δεινὸς ἐπ᾽ ἀκροτάτης, μέγα δ᾽ ἔβραχεν, ἐν δ᾽ ἄρα μέσσῃ
ἄρκτον ἐποίησεν λασιαύχενα, σήματα φαίνων:
ἂν δ᾽ ἔστη μεμαυῖα: λέων δ᾽ ἐπὶ σέλματος ἄκρου
δεινὸν ὑπόδρα ἰδών: οἳ δ᾽ ἐς πρύμνην ἐφόβηθεν,
ἀμφὶ κυβερνήτην δὲ σαόφρονα θυμὸν ἔχοντα
50ἔσταν ἄρ᾽ ἐκπληγέντες: ὃ δ᾽ ἐξαπίνης ἐπορούσας
ἀρχὸν ἕλ᾽, οἳ δὲ θύραζε κακὸν μόρον ἐξαλύοντες
πάντες ὁμῶς πήδησαν, ἐπεὶ ἴδον, εἰς ἅλα δῖαν,
δελφῖνες δ᾽ ἐγένοντο: κυβερνήτην δ᾽ ἐλεήσας
ἔσχεθε καί μιν ἔθηκε πανόλβιον εἶπέ τε μῦθον:
55θάρσει,
†δῖε κάτωρ†, τῷ ἐμῷ κεχαρισμένε θυμῷ:
εἰμὶ δ᾽ ἐγὼ Διόνυσος ἐρίβρομος, ὃν τέκε μήτηρ
Καδμηὶς Σεμέλη Διὸς ἐν φιλότητι μιγεῖσα.
χαῖρε, τέκος Σεμέλης εὐώπιδος: οὐδέ πη ἔστι
σεῖό γε ληθόμενον γλυκερὴν κοσμῆσαι ἀοιδήν.
An Dionysos
Ich will von Dionysos, dem Sohne der glorreichen Semele, erzählen, wie er auf einer Landzunge am Ufer des fruchtlosen Meeres erschien und dabeiwie ein Jüngling in der ersten Blüte der Manneskraft aussah: sein reiches, dunkles Haar umwehte ihn, [5] und auf seinen starken Schultern trug er ein purpurnes Gewand:
als plötzlich Männer schnell über das glitzernde Meer auf einem gut gedeckten Schiff kamen, Tyrsenier- und ein elendes Verhängnis führte sie an: als sie ihn aber sahen, machten sie einander Zeichen, sprangen schnell heraus und ergriffen ihn [10] und setzten ihn jubelnd an Bord ihres Schiffes; weil sie ihn nämlich für einen Sohn himmlisch gepflegter Könige hielten
[zu sein] und da versuchten sie ihn mit groben Fesseln zu binden, die aber nicht halten wollten, so dass die Fesseln [als zu weit] von seinen Händen und Füßen abfielen; und er mit einem Lächeln [15] in seinen dunklen Augen da saß. Da verstand der Steuermann alles und rief sogleich zu seinen Gefährten hinüber und sprach:
"Ihr Verrückten, was ist das für ein Gott, den ihr da gefangen und gebunden habt, so stark ist er doch! Nicht einmal das gut gebaute Schiff kann ihn tragen. Das ist entweder Zeus oder Apollo, der den silbernen Bogen hat, [20] oder Poseidon; denn er sieht nicht aus wie ein Sterblicher, sondern wie die Götter, die auf dem Olymp wohnen.
Kommt, laßt uns ihn sogleich am dunklen Ufer freilassen; legt nicht Hand an ihn, damit er nicht zornig wird und gefährliche Winde und schwere Stürme aufwirbelt."
[25] Das sagte er; aber der Meister schalt ihn mit spöttischen Worten: "Verrückter, markiere den Wind und hilf, das Segel auf dem Schiff zu hissen: fange alle Schoten ein. Was diesen Burschen betrifft, so werden wir Männer uns um ihn kümmern: Ich vermute, er ist auf dem Weg nach Ägypten oder nach Zypern oder zu den Hyperboreern oder noch weiter. Aber am Ende [30] wird er sich verraten und uns seine Freunde und sein ganzes Vermögen und seine Brüder verraten, jetzt, da die Vorsehung ihn uns in den Weg geworfen hat."
Als er dies gesagt hatte, ließ er Mast und Segel auf dem Schiff hissen, und der Wind füllte das Segel, und die Mannschaft zog die Schoten auf beiden Seiten straff. Aber bald sah man seltsame Dinge unter ihnen. Zuerst strömte süßer, duftender Wein durch das ganze schwarze Schiff, und es entstand ein himmlischer Geruch, so dass alle Seeleute von Erstaunen ergriffen wurden, als sie ihn sahen. Und auf einmal breitete sich ein Weinstock in beiden Richtungen an der Spitze des Segels aus, von dem viele Büschel herabhingen, [40]
und eine dunkle Efeupflanze wickelte sich um den Mast, die mit Blumen blühte und an der reiche Beeren wuchsen; und alle Stangen des Schiffes waren mit Girlanden bedeckt. Als die Seeräuber das alles sahen, da befahlen sie endlich dem Steuermann, das Schiff an Land zu setzen. Aber der Gott verwandelte sich dort auf dem Schiff, [45] im Bug, in einen furchtbaren Löwen
und brüllte laut; auch mittschiffs zeigte er seine Wunder und schuf einen zotteligen Bären, der sich rabiat aufrichtete, während auf der Vorpiek der Löwe mit finsterer Miene starrte. Und so flohen die Matrosen ins Heck und drängten sich verwirrt um den rechtschaffenen Steuermann, bis sich plötzlich der Löwe auf den Kapitän stürzte [50] und ihn ergriff; und als die Matrosen das sahen, sprangen sie alle über Bord in die helle See, um einem elenden Schicksal zu entgehen, und wurden in Delphine verwandelt. Aber über den Steuermann hatte Dionysos Erbarmen und hielt ihn zurück und machte ihn ganz glücklich, indem er zu ihm sagte:
[55] "Fasse Mut, Guter; du hast Gunst in meinem Herzen gefunden. Ich bin der lauthals brüllende Dionysos, den die Cadmos' Tochter Semele aus der Vereinigung mit Zeus geboren hat."
Sei gegrüßt, der Semele viel-schönes Kind! Wer dich vergisst, kann keineswegs süßen Gesang bestellen.
1 Wahrscheinlich handelt es sich nicht um Etrusker, sondern um nichthellenische Thrakier und auch(nach Thukydides) um Einwohner von Lemnos und Athen.
Vgl. Herodot i. 57; Thukydides iv. 109.