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Christopher Marlowe

Edward II

Erste Szene


Gaveston tritt ein und liest aus einem Brief, den ihm der König gesendet hat:


'Mein Vater ist verstorben, komme Gaveston,'
'Und teile das Königreich mit deinem geliebtesten Freund.'


Ah, Worte, die mich mit Freude erfüllen:
Welch größeres Glück kann Gaveston widerfahren,
Als zu leben und Günstling eines Königs zu sein?


Mein süßer Prinz, ich komme, denn deine verliebten Zeilen
könnten mich zwingen, aus Frankreich geschwommen zu kommen,
und wie Leander auf dem Sande zu träumen,
bis du dann lächeltest, und in deine Arme mich schliessest.


Der Anblick von London ist für meine verbannten Augen,
wie Elizium für eine neugeborene Seele.
Nicht, dass ich die Stadt oder die Menschen liebe,
aber den, den ich so sehr liebe, beherbergt sie:


Den König, in dessen Schoß ich sterben möchte,
und für die Welt weiter in der Verbannung stehen:


Was braucht das listige Volk das Sternenlicht lieben,
dem doch die Sonne bei Tag und Nacht scheint.
Lebt wohl, ihr Niedrigen, die ihr euch beugt vor den hohen Herren,

Mein Knie soll sich nur vor dem Könige beugen.
 

Was aber die Menge betrifft, die nur Funken sind,
die in den Aschen ihrer Armut verglühen,

soll es so sein: ich schlage mich zunächst in den Wind,
dessen, der an meinen Lippen glüht, und fliege davon!

Drei arme Männer treten auf.


Doch was jetzt, wer sind denn die?

Übersetzung: Thomas Waldkircher

Als Besucher der medias Verlagsseite bieten wir Ihnen gleich unter der Startseite eine musikalische Pause mit einem besonderen Musikprogramm an.

Heute stellen wir Ihnen mit "Lessons in Love and Violence" von George Benjamin ein neues Werk für das Musiktheater vor.
 

2012 machte das Festival d’Aix-en-Provence mit der Aufführung von „Written on Skin“ Furore. Die Oper gilt als eines der herausragenden Werke der letzten 20 Jahre. Für die Uraufführung von „Lessons in Love and Violence“ setzte das Londoner Royal Opera House erneut auf die drei Künstler, die den Erfolg des Vorgängerwerkes begründet haben: George Benjamin (Komposition), Martin Crimp (Libretto) und Katie Mitchell (Regie).

George Benjamin dirigiert sein Werk zudem selbst. Die Inszenierung von Katie Mitchell wird durch das Bühnenbild von Vicki Mortimer ergänzt. Damit dürfte dem Werk ein ebensolcher Erfolg beschieden sein wie der Vorgängeroper „Written on Skin“.  

Für ihr jüngstes Opernwerk haben George Benjamin und Martin Crimp sich vom elisabethanischen Theater inspirieren lassen.  Intrigen, Leidenschaft und Gewalt bestimmen die Handlung in „Lessons in Love and Violence“, die mit ihrer Handlung um King Edward II and Piers Gaveston in der besten Tradition Shakespeares steht: Ein König stellt sich gegen seine Ehefrau und den gegen den eigenen Sohn.

Grundlage des Librettos von Martin Crimp sind also die Ereignisse aus Christopher Marlowes Stück Edward II,

  • in dem die Geschichte von Edward und Gaveston (der 1312 ermordet wurde)

  • zunächst mit der Absetzung Edwards II durch Mortimer im Jahr 1327

  • und dann mit dem Sturz Mortimers und Isabellas von Frankreich (der früheren Königin und EhefrauKönig Edwards II) durch Edward III im Jahr 1330 verbunden wird.

Für die Uraufführung wurde besonderes Augenmerk auf das Casting sowohl hinter den Kulissen als auch auf der Bühne gelegt. An der Seite der beiden Protagonisten Stéphane Degout und Barbara Hannigan singen international bekannte Künstler wie Gyula Orendt, Peter Hoare, Samuel Boden, Jennifer France, Krisztina Szabó und Andri Björn Róbertsson. Begleitet werden sie vom Orchestra of the Royal Opera House.

Der Mitschnitt vom 26. Mai 2018 im Royal Opera House London war lange hier auf der Seite als Video verfügbar. Im Moment ist eine vollständige Aufzeichnung nur auf DVD zu erhalten. Spotify-Hörer finden rechts einen Spotify-Player zur Wiedergabe.

 

Unten finden Sie ein längeres Video über George Benjamin als Dirigenten seines Werkes und einige kürzere Ausschnitte in weiteren Videos. 

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