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Kino / TV
FRÜHER IM KINO
THE DUKE

BREAKING NEWS VON DEADLINE
Das Online-Magazin Deadline berichtet gerade von der
Verschiebung der ersten Termine in den USA in den April.

An dieser Stelle wollen wir in Zukunft Filme vorstellen, die im Kino ein zahlenmässig kleineres Publikum ansprechen wollen, die sich für Literatur auf der Leinwand und für die Arbeit bestimmter Schauspieler und Regisseure interessieren.

Heute wollen uns auf einen Film freuen, der schon seit zwei Jahren vergeblich versucht, in die Kinos zu kommen, und durch Corona bis jetzt noch keinen Weg auf die Leinwand gefunden hat. Im März 2022 solle es nun allerdings eine erste Vorstellungen in Dublin geben.

Der Film wurde von dem Regisseur Roger Michell bereits vor 2020 fetiggestellt, als er in Cannes erstmals präsentiert wurde. Er gehörte zu den ersten, bei dem auf dem Roten Teppich Masken zu tragen waren: wir schreiben September 2020. Erst ein Jahr später war es soweit - als auf einmal die Omikron-Variante einen neunen Strich durch die Rechnung machte: wieder kam es nicht zum Kinostart. Ja, dann der traurige Höhepunkt: Roger Michell verstarb plötzlich in diesem Herbst 2021 und wird den Kinostart nun gar nicht mehr erleben. Lesen Sie hier den Nachruf auf Roger Michell im Guardian: https://www.theguardian.com/film/2022/feb/18/a-testament-to-his-joyous-personality-the-stars-of-roger-michells-final-film-the-duke-pay-tribute

Mit ihm ging einer der ganz großen, stillen Stars des englischen Kinos, dem wir nicht nur "Notting Hill", sondern noch eine lange Liste hervorragender Filme zu verdanken haben. Doch worum geht es in "The Duke":

Im Jahr 1961 stahl Kempton Bunton, ein 60-jähriger Taxifahrer, Goyas Porträt des Herzogs von Wellington aus der National Gallery in London. Er schickte eine Lösegeldforderung, die besagte, dass er das Gemälde unter der Bedingung zurückgeben würde, dass die Regierung mehr in die Altenpflege investiert. Was dann geschah, wurde zum Stoff einer Legende. Eine erbauliche, wahre Geschichte über einen guten Mann, der sich aufmachte, die Welt zu verändern, und es damit schaffte, seine Ehe zu retten ...

 

Mit "The Duke" lässt Roger Michell einen besonderen Film für uns zurück, der auf wunderbare Weise von dem hervorragenden Darstellerpaar Jim Broadbent und Helen Mirren geprägt ist.

Doch hier zunächst der offizielle Trailer.

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Radio-Interview mit Helen Mirren zu Ihrer Rolle in "The Duke"

Ein pensionierter Busfahrer stiehlt ein Gemälde, um eine Wohltätigkeitsorganisation zu finanzieren, die an Rentner kostenlose TV-Lizenzen vergibt. Es ist schwer vorstellbar, dass das als Filmpitch funktionieren würde – es sei denn, das Ganze ist tatsächlich passiert. Die wahre Geschichte des Möchtegern-Kunstdiebs Kempton Bunton wurde nun von Notting Hill-Regisseur Roger Michell verfilmt und soll noch in diesem Monat veröffentlicht werden, nachdem der Start wegen Corona mehrmals verschoben wurde.

 

In "The Duke" spielt Jim Broadbent die Rolle des Kempton Bunton, und tritt Helen Mirren als seine Frau Dorothy auf, die die Familie über Wasser hielt, während ihr Mann einige seiner verrücktesten Ideen auslebte. Der Titel des Films zitiert den Namen von Goyas Porträt des Herzogs von Wellington, das 1961 aus der Londoner National Gallery gestohlen wurde. Helen Mirren spricht im Interview mit Oliver Callan in der "Ryan Tubridy Show" über die Rolle der Dorothy Bunton, und über ihre Vorliebe für den Regisseur des Films, Roger Michell, der letztes Jahr plötzlich an Krebs verstarb. Sie spricht dabei auch über ihre Erinnerungen an die Dreharbeiten zu John Boormans mittelalterlichem Fantasyfilm "Excalibur" im Jahr 1981 in Irland.

Mirren gibt zu, kein Interesse daran gehabt zu haben, die Nachrichten zu verfolgen, als sie ein Mädchen Anfang 20 war, und dass also auch die Geschichte des Kunstraubs von 1961 an ihr vorbeiging. Als ihr das Drehbuch von "The Duke" angeboten wurde, sagte sie zunächst, sie könne gar nicht glauben, dass es auf einer wahren Begebenheit basiere:

„Als ich das Drehbuch las, dachte ich, ist das wirklich passiert? Ich habe es gegoogelt und dachte, oh mein Gott, ja, das ist wirklich passiert! Und ich denke, es ist sehr wichtig für den Film, dass es wirklich passiert ist, denn wenn es nur so eine erfundene, alberne Kapriole wäre, hätte sie einfach nicht die Tiefe, die der Film hat."

Mirren spricht freundlich über Kempton Bunton, der Hauptfigur des Films, und beschreibt ihn gegenüber Oliver Callan als einen Mann, dessen große Leidenschaft und Intelligenz unübertroffen waren, und daraus folgend eben auch seine Macht und sein Einfluss in der britischen Gesellschaft:

„Er war ein sehr intelligenter, sehr kreativer Mann, der aber in den frühen 60er Jahren in einer wirtschaftlich benachteiligten Gegend von London lebte, zur Arbeiterklasse gehörte, und so zunächt kein rechtes Ventil für seinen Erfindungsreichtum, seine Intelligenz, seine politischen Überzeugungen hatte.“

In Großbritannien hatten nach dem Zweiten Weltkrieg viele ältere Menschen, die den Krieg überlebt hatten, sehr mit den Umständen zu kämpfen. Das befeuerte Kempton Buntons Gerechtigkeitssinn, und zwar besonders wenn es darum ging, dass Rentner für ihre Fernsehlizenz bezahlen mussten:

„Er ist war geradezu besessen von der Tatsache, dass Rentner die Lizenz bezahlen müssen, um BBC sehen zu können, weil er das einfach für unfair hielt – die Leute waren gerade im Krieg gewesen. Es war nicht lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, und warum sollten die Leute das jetzt tun? Wer im Krieg gekämpft hat, muss doch wohl jetzt keine Lizenz zum Fernsehen bezahlen?"

Kempton war verheiratet und hatte fünf Kinder. Er sei früh in den Ruhestand gegangen und habe die meiste Zeit damit verbracht, seine politischen Ideale zu verfolgen, sagt Helen. Sie sagt, Dorothy Bunton habe die gröte Last getragen, um die Familie zu unterstützen, und ihren Ehemann bei seinen "Kampagnen" stets zudem unterstützt. Als das Goya-Gemälde aus der National Gallery gestohlen wurde, um vier Jahre später wieder aufzutauchen, konzentrierten sich die Medien fast ausschließlich auf Kempton, und hinterließen fast kein Material über Dorothy, auf das sie als Schauspielerin hätte zurückgreifen können:

„Die ganze Aufmerksamkeit galt Kempton, und die Familie blieb sehr im Hintergrund. Ich habe ein Foto von Dorothy sehen können, das war aber schon alles, und ich konnte meinen Eindruck nicht wirklich auf diesem Foto aufbauen. Die Dorothy, die ich spiele, kommt wirklich direkt aus dem Drehbuch, sie stand einfach in den geschriebenen Worten. Ich habe mir den Text Wort für Wort angesehen und eben alles einfach daraus genommen. Das ergab Wahrheit in dem Sinne, dass Dorothy eben die Person war, die die Familie zusammenhielt."

Helen Mirren sagt, dass sich die Rolle der Königin Elizabeth II. in The Queen (2006) am Ende nicht viel anders angefühlt hat, als die leidgeprüfte Ehefrau von Kempton Bunton zu spielen: „Die Königin spielen und Dorothy spielen: Die beiden sind nicht so weit voneinander entfernt. Sie haben unterschiedliche Kostüme und unterschiedliche Akzente und ein unterschiedliches Aussehen. Aber es gibt eine Ähnlichkeit zwischen ihnen: Dorothy ist eine Königin ihres eigenen kleinen Königreichs.“

Der Moderator Oliver greift im Interview eine Zeile aus dem Film auf, in der Jim Broadbents Figur seine Frau als seine „irische Rose“ bezeichnet. Mirren sagt, dass sie sich zunächst keiner irischen Verbindung in der Geschichte bewusst war, sie die Armut im Norden Englands in den frühen 1960er Jahren aber doch sehr an die Zustände in Dublin in den frühen 1980er Jahren erinnert habe, die sie während der Dreharbeiten zu John Boormans "Excalibur" beobachtet hatte:

„Ich habe damals in Dublin Kinder ohne Schuhe gesehen. In dieser Zeit gab es in Dublin unglaubliche Armut, und zwar eine Art von Armut, iwe ich sie vorher nicht wirklich miterlebt hatte, in der Familie, aus der ich stammte. Wiissen Sie, ich zwar nicht in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen, ganz und gar nicht, und erinnere mich gut, wie meine Mutter am Ende der Woche in ihrer Handtasche nachgesehen hat, um genug Geld zu finden, um Essen zu kaufen, und wir hatten auch keine Zentralheizung oder Waschmaschinen oder Fernseher oder so etwas oder Autos oder so.

Aber diese Art von Armut, die mir da in Irland begegnete - so etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen, wie ich das nun in Dublin erlebte. Und das war die Art von Armut, die man meiner Meinung nach zu dieser Zeit auch n den nördlichen Städten Großbritanniens sehen konnte.

Helen Mirren sagt, sie sei zutiefst betroffen vom plötzlichen Verlust des Regisseurs von „The Duke“, der unerwartet starb, nur wenige Wochen nachdem er im September 2021 das Telluride Film Festival in Colorado besucht hatte, wo der Film so gut angekommen war:

„Wir waren alle absolut am Boden zerstört, weil der Ton des Films, das Süße an dem Film, seine Lustigkeit, das Herz des Films sehr stark von Roger, unserem Regisseur gekommenn war. Er war in jeder Hinsicht unser Anführer, es war verheerend, ihn zu verlieren. Aber im ganzen Kanon von Rogers Arbeiten, steht, denke ich, nun "The Duke" auch zu Recht am Ende, weil es ein so schöner Film geworden ist. Er hat so viel Herz; und er wurde von Roger so wunderbar umgesetzt. Er hat all die Leichtigkeit, die Roger Michell eben zu einem so großen Filmregisseur gemacht hat."

Sie können sich Helen Mirrens Gespräch mit Oliver Callan hier in voller Länge anhören. The Duke kommt in Irland am 25. Februar in die Kinos.

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