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Die Humoristen präsentieren:

Karl-Valentin-Abend 1
Sturzflüge im Zuschauerraum

Schauspieler-Duo setzt mit Karl- Valentin-Abend Volltreffer

(Speyerer Tagespost vom 2.10.2000)

Er zweifelt unaufhörlich an, stellt alles in Frage und erläutert Banalitäten bis zum Exzess. Und damit bringt Karl Valentin seine Partnerin Liesl Karlstadt in vielen Szenen zur Verzweiflung. Eindrucksvoll, wie Thomas Waldkircher und Anja Pirling beim „Valentinstag“ im Alten Stadtsaal Stationen aus dem bewegten Leben des Komödiantenpärchens aufzeigten.

Die beiden spielen nicht, sie leben das Komikerpaar, schlüpfen für die sieben Valentin-Streiche in unzählige Kostüme, verunstalten sich durch Pappnasen oder Perücken und setzen die unmöglichsten Utensilien ins Rampenlicht, vom plattfüßigen und sattellosen Fahrrad über den Sturzflug vortäuschenden Elektro-Liliput-Eindecker bis zum skelettierten Christbaum.

Dieses nadellose Gerippe, an den umgekippten Wohnzimmertisch gebunden und zum tränenreichen Schluss mit roter Kugel verziert, ist Mittelpunkt des letzten Stückes, das die beiden vollführen, betitelt „Das Christbaumbrettl“. Ein Leckerbissen für Freunde absurden, grotesken Theaters aus der Zeit um 1928. Bei diesem hochwertigen Unsinn-Szenario zum Johannistag stimmt nichts mehr, verdeutlicht VALENTIN, warum das bayerische Original zu den bedeutendsten deutschen Zweiflern gezählt wird.

Aber von wegen bayerisch: Valentins Vater ist im hessischen Darmstadt, die Mutter im sächsischen Zittau geboren. Deshalb haben es sich die beiden Schauspieler erlaubt, die Texte ein wenig ins Hessische zu übersetzen und auch das Hochdeutsche einfließen zu lassen, das Karl Valentin eigenen Ausssagen nach stets auf der Bühne gepflegt hat.

Waldkircher und Pirling haben sich die Zeit von 1908 bis 1928 vorgenommen und wollen in Bälde die zweiten zwanzig Jahre Valentin-Karlstadt aufleben lassen. Bitte auch in Speyer!

 

Denn Stücke wie „Der Theaterbesuch“ oder „Die Orchesterprobe“ machten Appetit auf viel mehr Valentinaden.

(Werner Schilling)

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Thomas waldkircher und Anja pirling in "karl valentin abend"

Der ganze Abend im Ablauf

Das Aquarium

Monolog aus dem Jahre 1908, in dem Karl Valentin seine besondere Beziehung zu einem Aquarium und dem darin lebenden Fisch beschreibt ...

Der Theaterbesuch

Das Ehepaar hat überraschend zwei Theaterkarten für den “Faust” geschenkt bekommen. Auch wenn es eigentlich schon zu spät ist, wollen die beiden noch hin. Doch erst muss etwas gegessen werden, und dann auch noch der Sohn per Brief informiert werden, wie er sich das Essen aufwärmen kann ...

Die Orchesterprobe

Der Herr Kapellmeister kommt wieder einmal zu spät zur Probe und Valentin muss alles allein vorbereiten. Er grantelt und schimpft herum, bis der Chef plötzlich hinter ihm steht. Eine skurrile Probe beginnt, ein Kampf mit Taktstock und Trommel ...

Der Radfahrer

    
Ein Fahrrad ohne Sattel, dafür mit schwerem Stein auf dem Gepäckträger, kein Rücklicht, aber viel Sturzhelm - Valentin probt den Aufstand gegen die polizeiliche Aufsichtsbehörder - und gewinnt !

Sturzflüge im Zuschaerraum

Vorführung des Elektro-Lilliput-Eindeckers: Sturzflüge im kleinsten Raum sollen mit diesem Gerät möglich sein. Doch der Meisterflieger Lorenz Fischer scheitert an sich selbst - und einer Banane ...

Das Christbaumbrettl

Am heiligen Abend fällt Valentin ein, dass er noch einen Christbaum besorgen muss. In drei Christbaumfabriken treibt er ein dürres Baumgerippe auf, dass zudem keinen Ständer hat und immer umfällt. Doch der Heimwerker im Manne weiss eine Lösung ...

Vorstellungstermine auf Tournee

24,/25.2002 Weinhaus Mehling Lohr

Juni 2002 Freilicht im Spottlicht Neu-Isenburg

10.11.2005 Gasteig Münche

11.11.2005 Freiheitshalle Hof

 

12.11.2005 Bürgerhaus Obertshausen

16.11.2005 Rosengarten Coburg

17.11.2005 Stadthalle Fürth

 

24.11.2005 Comoedienhaus Hanau

25.11.2005 Mainfrankensäle
Würzburg/Veitshöchheim

26.11.2005 Festival GangArt Bischofsheim/Mainz​

08.12.2005
Meistersingerhalle Nürnberg
 

09.12.2005
Kurhaus Bad Mergentheim

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Hanna Schygulla, Verehrerin Karl Valentins, schreibt:

Sehr verehrter Valentin!

Du warst einer der Ersten in meiner Wohnung. Ich hatte noch keine Möbel stehen, da hab‘ ich schon Deine Silhouette an einen Türrahmen geklebt, sorgfältig ausgeschnitten – und das war gar nicht so einfach – denn Deine Figur hat viele Ecken. In meiner Küche, da wo ich das Geschirr spüle, hängt ein Bild von Dir mit Liesl Karlstadt. Du hast den Kopf eingebunden und sie drückt ihre Wange gegen deine und man kann sehen, dass Dir unter den Kummerfalten fast ein Lächeln auskommt wie immer dann, wenn Du sie besonders liebst und es nicht zeigen willst – denn Du musst kaputtmachen und sie darf heilen. Das dritte Bild von Dir steht zwischen meinen Büchern, da schaust Du mich so über die Schulter an und Deine Augen gehen mir durch und durch.

Schon vor Jahren wollte ich einmal über Dich schreiben; das war noch auf der Universität als Studentin der Philologie, aber dazu ist es dann doch nicht gekommen, vielleicht auch weil ich Dich wirklich verehre und mir keinen Zwang antun möchte mit Dir....

Nichts ist Dir selbstverständlich, alles bringst Du in Bewegung bis es aufbricht und entgleist und dann endlich ein zweiter oder dritter Hintersinn zutage kommt, alles stellst Du in Frage, die Kategorien der Zeit, des Besitzens, der Identität, der Zahlen und Masse... Und wie jemand, der etwas verloren hat, das er unbedingt wiederfinden muss, reisst Du die Schubladen der Ratio auf und leerst sie auf den Boden und man kann nur staunen, was sich da alles angesammelt hat.“


Bertolt Brecht im “Programm” der Münchner Kammerspiele:

„Wenn  Karl Valentin in irgendeinem lärmenden Bierrestaurant todernst zwischen die zweifelhaften zweifelhaften Geräusche der Bierdeckel, Sängerinnen, Stuhlbeine trat, hatte man sofort das scharfe Gefühl, daß dieser Mensch keine Witze machen würde. Er ist selbst ein Witz.

Dieser Mensch ist ein durchaus komplizierter, blutiger Witz. Er ist von einer ganz trockenen, innerlichen Komik, bei der man rauchen und trinken kann und unaufhörlich von einem innerlichen Gelächter geschüttelt wird, das nichts besonders Gutartiges hat. Denn es handelt sich um die Trägheit der Materie und um die feinsten Genüsse, die durchaus zu holen sind. Hier wird uns gezeigt die Unzulänglichkeit aller Dinge, einschließlich uns selber. Wenn dieser Mensch, eine der eindringlichsten geistigen Figuren der Zeit, den Einfältigen Zusammenhänge zwischenGelassenheit, Dummheit und Lebensgenuß leibhaftig vor Augen führt, lachen die Gäule und merken es tief innen....“

Die Darsteller und ihr Bezug zu Karl Valentin und Liesl Karlstadt

Thomas Waldkircher und Anja Pirling sind ein eingespieltes Duo: Seit nunmehr 12 Jahren stehen sie nicht nur gemeinsam auf der Bühne, sondern leiten erfolgreich ihr eigenes Theater, gehen im In-und Ausland auf Tournee und produzieren jährlich 2 bis 5 neue Stücke vom Klassiker bis zum Kindertheater. Zur Zeit arbeiten insgesamt 18 Personen am Theater, vom Schauspieler, Techniker, Maskenbildner bis zum Kassendienst und seit September 99 bietet das Theater 2 Auszubildenden die Möglichkeit einer Lehre im Bereich Fachkraft für Veranstaltungstechnik an. Worüber sich die beiden Leiter ganz besonders freuen.

200 Zuschauer fasst die eigene Spielstätte mit einem wunderschönen Freigelände. Ein zweiter Theaterraum ist in Planung. Für Thomas Waldkircher und Anja Pirling hat sich also der Traum vom eigenen Theater erfüllt.

Für Karl Valentin und Liesl Karlstadt wurde dieser Traum leider nur kurz zur Wirklichkeit: im Februar 1931, eröffnet Valentin sein eigenes Theater. Zwei Monate später muß er bereits wieder schließen, aufgrund feuerpolizeilicher Vorschriften. 

Wie jeder weiß, gelten die beiden Komiker Valentin und Karlstadt als bayrische Originale. Was aber nicht jeder weiß: Valentins Vater ist im hessischen Darmstadt geboren und seine Mutter in Zittau in Sachsen. In seinem Elternhaus wurde also keineswegs bayrisch gesprochen. Wir, Thomas Waldkircher und Anja Pirling, haben uns deshalb erlaubt, die Valentiniaden noch ein bischen mehr ins Hessische zu übersetzen. Valentin hat ja zeitlebens von sich behauptet, auf der Bühne nur Hochdeutsch zu sprechen! Sie dürfen also auf einen hessisch-bayrisch-hochdeutschen Abend gespannt sein !

Der Valentin Abend der beiden Theaterleiter führt das Publikum durch die ersten 20 Jahre der gemeinsamen künstlerischen Arbeit Valentins und Liesl Karlstadts. Erzählt wird, wie Valentin mit 20 Jahren eine Varietèschule besucht, sich nach drei Monaten für fertig ausgebildet hält, sich einen Musikapparat baut und völlig mittellos nach München zurückkehrt. Dort riet ihm ein Freund:“ Kauf Dir ein paar billige Glatzen und Nasen und zeig dem Publikum wie dumm Du bist, das kommt immer an.“ So trat er im Jahre 1908 zum ersten Mal vor sein Publikum: mit dem Monolog „das Aquarium“. Die beiden Schauspieler führen das Publikum durch die Anfänge der Laufbahn Valentin-Karlstadt bis hin zu der gemeinsamen Arbeit mit Bertolt Brecht. Immer absurder werden die Stücke, immer mehr bricht die bürgerliche Welt zusammen. 

Mit dem Stück „Das Christbaumbrettl“ legt Valentin den Grundstein des absurden Theaters: nichts stimmt mehr, alles ist verkehrt. Eben das Werk eines der bedeutendsten deutschen Zweifler.

Anja Pirling und Thomas Waldkircher haben sich auf Ihre Spuren begeben
 

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